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Borkenkäfer

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Borkenkäfer in der Oberlausitz Baustelle Natur

Borkenkäfer in der Oberlausitz

Baustelle Natur

Bieleboh © Sachsenhits

"Der Raupe wegen muss man den Baum nicht umlegen."

So sagt es ein altes deutsches Sprichwort. Aus forstwirtschaftlicher Sicht kann man das so jedoch nicht unkommentiert im Raum stehen lassen.

Jeder hat die Bilder der Oberlausitzer Wälder vor Augen. Und nicht nur hier sondern in ganz Deutschland verfolgt einen der schreckliche Anblick:
Ganze Wälder und Landstriche von tiefen Schneißen durchzogen, abgeholzt oder teilgerodet. Was bleibt sind kalte, kahle Weiten die zum Nachdenken anregen und viele Fragen aufwerfen. Wieso sind die Wälder der Oberlausitz so stark betroffen? Wird sich der Wald wieder erholen? Und warum ist der Borkenkäfer gar nicht das eigentliche Problem?

Passende Antworten auf diese Fragen sind nur schwer zu finden. Doch auch wir möchten unseren Teil dazu beitragen, der Lösung dieser Probleme einen Schritt näher zu kommen. Das wollen wir mit dieser Seite tun.
Wir wollen dabei helfen aufzuklären, zu informieren und für die Brisanz dieser Thematik zu sensibilisieren.

Auf dieser Seite möchten wir Sie mit Informationen rund um das Thema "Borkenkäfer in den Oberlausitzer Wäldern" versorgen.
Dazu stellen wir Info-Grafiken, Kontakte von Fachexperten und nützliche Informationen und Links bereit.

Was man wissen sollte

Borkenkäfer ist nicht gleich Borkenkäfer

Die Borkenkäfer (lat.: Scolytinae) sind eine zwischen 0,7 - 12mm große Unterfamilie der Rüsselkäfer (Curculionidae). Es gibt ca. 6000 Arten weltweit. Die hierzulande bekannteste Art ist vermutlich der Buchdrucker (lat.: Ips typographus). Dieser ist nicht nur den sächsischen Waldbesitzern bekannt, sondern sorgt auch bundesweit für Kopfzerbrechen. Seine bevorzugte Beute sind vor allem die durch Fichten gekennzeichneten Wälder Deutschlands. Aber auch in anderen Ländern Mitteleuropas sind die Tiere in den Waldgebieten anzutreffen.

Lebensraum und Fortpflanzung der Käfer

Es gibt verschieden Arten von Borkenkäfer und jede hat eine eigene Vorliebe für Art und Teil der Bäume. Die Lebensweise ist jedoch bei Allen recht ähnlich. Haben die Käfer eine geeignete Brutstätte aufgesucht und angeflogen, bohren bzw. fressen sich die Käfer in ihr bevorzugtes Pflanzenteil, wo das Weibchen schließlich ihre Eier ablegt. Die entschlüpfenden Larven knabbern sich anschließend ihre Gänge in den Brutraum. Sind sie ausgewachsen, bohren sie sich ihren Weg nach außen und verlassen den Wirtsbaum auf der Suche nach einem Fortpflanzungspartner und einem neuen Wirtsbaum.

Was den Borkenkäfer antreibt

Die wenigsten Arten der Borkenkäfer befallen gesunde Bäume. In den allermeisten Fällen ist die baumeigene Verteidigung (z.B. Harzfluss) zu stark für die Käfer. Sie befallen also stattdessen absterbende oder kranke Bäume. Man spricht dann von Schwächeparasiten oder Sekundärschädlingen.

In selteneren Fällen suchen sich die Käfer aber auch gesunde Bäume. Ausgangspunkt hierfür ist eine sehr hohe Anzahl an Käfern, welche sich in einem großen Brutraumangebot in großer Anzahl entwickeln konnten. Dazu zählen vor allem Wurf- und Bruchholz oder aber auch trockengestresste Fichten mit eingeschränkten Abwehrkräften.

Warum manche Wälder stärker betroffen sind

Um diese Frage zu beantworten muss man ein bisschen weiter ausholen und sich die entsprechenden Wälder einmal näher anschauen. Schnell wird einem auffallen, dass die meisten Wälder in der Art ihrer Zusammensetzung so nicht natürlich gewachsen sind. Schon vor Jahrzehnten wurden die heimischen Mischwälder zunehmend mit Fichten bestockt. Der Grund hierfür ist dsa verhältnismäßig schnelle Wachstum der Fichten. Das war vor allem daher sinnvoll, da mittels rascher Aufforstung den durch den Bergbau schon seit dem Mittelalter entstandenen massiven Waldflächenverlusten (Grubenholz, Brennholz, Verhüttung) entgegengewirkt werden konnten. Auch mussten viele Waldgebiete den wirtschaftlichen Umständen der Geschichte, wie den Weltkriegsreparationen oder den Autarkiebestrebungen des DDR-Regimes Tribut zollen. Durch die Aufforstung mit Kiefern- und Fichtenwäldern sollten Waldflächenverluste reduziert werden.

Jedoch bringen Fichten vor allem ein Problem mit sich: Sie benötigen viel Wasser, da ihre Wurzeln flach unter dem Erdboden verlaufen und sie somit keinen Zugriff auf das Wasser in tieferen Erdschichten haben. Natürlich trifft das nicht auf alle Fichten zu, da bei einem geeigneten Standort durchaus aus gute Senkerwurzelsystem ausgebildet werden können. Bei langanhaltender Trockenheit und ausbleibendem Niederschlag jedoch, werden viele Flachwurzler durch Wasserknappheit geschwächt und sind anfälliger für den Befall von Schädlingen, wie beispielsweise dem Borkenkäfer. Das es sich hierbei aber auch um einen natürlichen Vorgang handelt, zeigen auch Borkenkäferbefalle in der Tatra und den Alpen. Die zunehmenden klimatischen Bedingungen machen allerdings allen Baumarten zu schaffen.

Was getan werden muss, wenn ein Waldstück vom Borkenkäfer besiedelt wurde

Die Waldbesitzer und Forstbetriebe sind eifrig bemüht, die Schäden in den Wäldern so gut es geht zu beseitigen.
Hierfür können folgende Maßnahmen ergriffen werden:

  1. Befall rechtzeitig, vor Ausflug der neuen Käfergeneration erkennen
  2. Den befallenen Baum umgehend fällen und abtransportieren bzw. mindestens 500 m entfernt vom Wald lagern
  3. Alternativ die Käferbrut vor Ort mit geeigneten Verfahren unschädlich machen (z.B. durch Entrindung)
  4. Anderenfalls die befallenen Bäume lokal konzentrieren und dort mit geeigneten Verfahren unschädlich machen
  5. Im Rahmen des integrierten Pflanzenschutzes gibt es verschiedene Verfahren zur Unschädlichmachung

 

Wie der Wald sich wandelt

Der Wald VOR dem Borkenkäferbefall

Die Mischwälder der Oberlausitz sind vor allem geprägt durch eine einzigartige Diversität im vertikalen Querschnitt. So sind die Waldflächen im Umkreis der Muskauer Heide im Norden der Oberlausitz primär durch Kiefern gekennzeichnet, wenn auch nicht immer natürlichen Ursprungs. Das liegt vor allem an den zumeist vorrangigen Sand- und Kiesschichten. Das Gegenstück bilden die im Süden der Oberlausitz zumeist künstlich induzierten Fichtenwälder. Während die Flachwurzler in bergigen Regionen häufig auch natürlich gedeihen, so wurden sie aufgrund ihres schnellen Wachstums auch in flacheren Gefilden gepflanzt um die Holzproduktion in der Region voranzutreiben. Dennoch findet man auch immer wieder vereinzelt wieder schöne Laub- und Mischwälder.

Der Wald MIT Borkenkäferbefall

Ist ein Gebiet vom Borkenkäfer befallen, sind oft ganze Waldteile betroffen. Vor allem die flach wurzelnden Fichtenwälder haben es bei langanhaltender Trockenheit sehr schwer sich gegen die Insekten zu verteidigen. Da sich diese sehr schnell entwickeln und anschließend schwärmen, ist es eher selten nur einzelne Baumgruppen mit Befall zu sehen, auch wenn dies bis vor ein paar Jahren noch nicht unüblich war. Sehr wichtig ist es jedoch immer zu erwähnen, dass der Borkenkäfer kein neues Phänomen ist. Vielmehr ist es den langen trockenen Sommer geschuldet, dass es den Tieren verhältnismäßig leicht fällt, die natürlichen Abwehrmechanismen der Bäume zu überwinden. Hinzu kommen vor allem strukturelle Probleme: Kleinteilige, zersplitterte Eigentumsstrukturen und das differenzierte Engagement der Waldeigentümer bei der Befallsbekämpfung tragen ihren Teil zur aktuellen Situation bei.

Der Wald NACH dem Borkenkäferbefall

Ist der Wald vom Borkenkäferbefall befreit, dauert es eine lange Zeit, bis er sich wieder vollständig erholt. Auch hier ist es wichtig zu erwähnen, dass der Borkenkäfer schon immer existiert hat und eine natürliche Auslese von kranken und geschwächten Bäumen schon immer gegeben hat. Das sorgt zum einen für eine progressive Diversität der Pflanzenarten, zum anderen auch zu einem Wandel der Waldflächen. Darüber hinaus wird ein Wald nie vollständig ohne Borkenkäfer sein. Dieser gehört wie die meisten anderen Insekten zu einem gesunden und lebendigem Wald dazu.

Waldbesitzer können, so schlimm die Einschnitte aus sind, diese auch als Chance sehen, die Artenvielfalt und Diversität wieder herzustellen. Unabhängig davon besteht weiterhin eine enorme Belastungsprobe für die deutschen Wälder durch das sich weiterhin verändernde Klima. Regelmäßige und lange Trockenperioden werden auch in Zukunft nicht zu unterschätzende Gefahren für die heimische Flora darstellen.

Richtiges Verhalten im Wald

Der Sachsenforst hat ein Hinweisblatt für richtiges Verhalten im Wald erstellt. U.a. wird um die Berücksichtigung folgender Einzelheiten gebeten:

1. Genieße die Natur mit allen Sinnen. Vermeide Lärm. Schütze Wald und Natur in Deinem eigenen Interesse und für die, die nach Dir kommen.

2. Müll gehört nicht in die Natur, ist schädlich für Tiere und fördert Parasiten, Schädlinge und Krankheiten. Plane den Besuch so, dass Abfall vermieden wird und nimm alles Mitgebrachte wieder mit. 

3. Naturräume haben immer einen Besitzer. Dieser gestaltet und bewirtschaftet die Flächen und stellt sie als Erholungsraum zur Verfügung. Beachte, dass im Wald gearbeitet wird. Deshalb sollte auf einer Tour durch den Wald stets mit Forstarbeiten, Hindernissen, Wegeunebenheiten oder Fahrzeugen gerechnet werden.

Diese und weitere Verhaltensweisen sind im aktuellen Hinweisblatt des Sachsenforst zu finden und downloadbar.

Hier gehts zum Hinweisblatt 

Ihre Ansprechpartner für weitere Informationen zum Thema Borkenkäfer

Sachsenforst

Der Sachsenforst ist ein, der Fachaufsicht des SMEKUL unterstellter, dezentraler Staatsbetrieb. Seine Kernaufgaben liegen bspw. darin, eine flächendeckende Beratung und Betreuung privater und körperschaftlicher Waldbesitzer bereitzustellen oder auch die Bewirtschaftung des sächsischen Staatswaldes in zwölf Forstbezirken sicherzustellen. Darüber hinaus ist er die Obere Forst- & Jagdbehörde sowie das Amt für Großschutzgebiete und Kompetenzzentrum für Wald und Forstwirtschaft.

 

Kontakt:

Staatsbetrieb Sachsenforst
Bonnewitzer Str. 34
01796 Pirna OT Graupa
03501 - 542 319
sbs.presse@smekul-sachsen.de
https://www.sbs.sachsen.de/

Forstbezirk Oberlausitz

Der Forstbezirk Oberlausitz umfasst knapp 25% des sächsischen Waldes und erstreckt sich über die größten Bereiche der Landkreise Bautzen und Görlitz. Hier stehen Revierleiter und Revierleiterinnen privaten Waldeigentümern beratend und betreuend zur Seite.

Kontakt:

Forstbetrieb Oberlausitz
Paul-Neck-Straße 127
02625 Bautzen
03591 - 2160
oberlausitz.poststelle@smekul.sachsen.de
https://www.sbs.sachsen.de/

Waldbesitzerverband Sachsen

Der Sächsische Waldbesitzerverband e.V. als berufsständige Interessenvertretung für rund 85.000 kommunale, private und kirchliche Waldbesitzer in Sachsen hat es sich zum Ziel gemacht, die Unantastbarkeit des Waldes, die Freiheit seiner Bewirtschaftung und das Recht auf Selbstverwaltung zu wahren.

Hierfür berät und unterstützt er seine Mitglieder bei den verschiedensten forstwirtschaftlichen Themen und stellt Informationsmaterial, Mustervorträge und Vordrucke zur Verfügung. Auch eine regelmäßig erscheinende Mitgliederzeitschrift wird angeboten.

Kontakt:

Sächsische Waldbesitzerverband e.V.
Pienner Straße 10
01737 Tharandt
035203 - 39820
wbv.sachsen@gmail.com
https://www.waldbesitzerverband.de/index.php

Deutscher Wanderverband (DWV)

Der Deutsche Wanderverband e.V., gegründet 1883, zählt als Dachverband von 57 regionalen Mitgliedsorganisationen ca. 500.000 Mitglieder.
Rund 1/7 seiner Arbeitszeit steckt der Verband nach eigenen Angaben allein in den Fachbereich Naturschutz. 

Kontakt:

Deutscher Wanderverband
Kleine Rosenstr. 1-3
34117 Kassel
0561 - 938 730
info@wanderverband.de
https://www.wanderverband.de/

Stiftung Wald für Sachsen

Die 1996 durch den Freistaat Sachsen gegründete Stiftung hat sich nicht nur zum Ziel gesetzt, den Waldanteil in Sachsen zu erhöhen und für möglichst naturnahe Wälder zu sorgen, sondern vor allem das Ökosystem Wald im sächsischen Raum zu schützen.

Ihre Aufgaben bestehen vor allem aus der Planung, Koordinierung und Realisierung von Waldmehrungsprojekten sowie der Beratung kommunaler und privater Eigentümer. Außerdem sorgt sie für mehr Aufmerksamkeit durch Ausstellungen, Fachvorträgen oder öffentliche Pflanzaktionen.

Kontakt:

Stiftung Wald für Sachsen
04416 Markkleeberg
0341 - 309 080
waldstiftung@wald-fuer-sachsen.de
https://mehr-wald-fuer-sachsen.de/

FAQ

Wie gefährlich ist der Borkenkäfer?

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Wie verhalte ich mich richtig im Wald?

Der Sachsenforst hat ein Hinweisblatt für richtiges Verhalten im Wald erstellt. Dieses können sie hier herunterladen:

Verhalten im Wald

Wird sich der Wald erholen?

Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten. Zwar sind Förster und Waldbesitzer schon seit vielen Jahren dabei die Wälder wieder vermehrt zu diversifizieren und Monokulturen zu vermeiden, jedoch ist der Waldwandel ein sehr langwieriger Prozess der mehrere Baumgenerationen überdauern kann. Zusätzlich werden Fortschritte und Entwicklungen durch den Einfluss des Klimawandels erschwert oder gehemmt, beispielsweise durch längere oder häufigere Trockenperioden.

Welche Auswirkungen hat das für mich als Wanderer?

Als Wanderer und Naturliebhaber muss man sich an die Bilder von kahlen und teilweise abgeholzten Flurstücken vorerst gewöhnen. Auch wenn die Waldbesitzer und Förster drauf und dran sind, den entstandenen Schaden zu reparieren, so wird eine Regeneration des Waldes noch einige Zeit in Anspruch nehmen.

Auch kann es sein, dass zur schnelleren Beseitigung der Schäden schwere Maschinen zum Einsatz kommen, welche dann die Wanderwege in Mitleidenschaft ziehen können. Hierfür wird ob der angespannten Situation um Verständnis gebeten.

Warum liegt mitunter noch so viel Holz im Wald?

Das kann verschieden Gründe haben. Liegt das Totholz noch unberührt im Wald, dann könnte es daran liegen, dass es aus ökologischen Gründen an Ort und Stelle verbleibt. Das ist in der Regel nicht weiter schlimm, da die Käfer in diesem Falle bereits ausgeflogen sind um sich einen neuen Wirtsbaum zu suchen. Das zurückbleibende Totholz kann als Lebensraum für Vögel, Insekten und Pilze dienen.

Liegen bereits geschlagene Bäume im Wald kann es durchaus sein, dass Waldbesitzer aus Mangel an Zeit oder Platz das Holz mit dem vorgesehenen Mindestabstand zwischenlagern.

Warum sind die Wälder der Oberlausitz intensiver betroffen als andere?

Die Wälder der Oberlausitz sind vor allem durch die intensivere Aufforstung mit Fichten in den letzten hundert Jahren geprägt. Fichten zeichnen sich durch schnelles Wachstum und wenig Ansprüche an ihre Umgebung aus. Jedoch sind sie als Flachwurzler auf Regenwasser stark angewiesen, da sie kein tiefgehendes Wurzelwerk haben um Wasser aus tieferen Erdschichten zu erreichen. Gibt es längere oder häufigere Trockenperoiden, sind die Fichten geschwächt und anfälliger für Krankheiten und Schädlinge.

Woran erkennt man den Befall von Borkenkäfern?

Für einen Borkenkäferbefall kann es mehrere Hinweise geben: Verfärbung der Baumkrone, abgefallene Rinde, Bohrmehl oder auch abgeworfene grüne Nadeln.

Wann hat der Borkenkäfer "Saison"?

Wie die meisten Wechselwarmen Tiere ziehen sich auch die Borkenkäfer im Winter zurück und verbringen die kalten Monate im Schutz der Bäume. Ab ca. 16°C Lufttemperatur und trockener Witterung fliegen die Käfer dann wieder aus. Innerhalb eines trockenen und warmen Jahres können die Borkenkäfer bis zu drei Generationen heranziehen.

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Mit partnerschaftlicher Unterstützung der Landkreise Bautzen und Görlitz
sowie regionaler Sparkassen.